Transkribeeritud kirjad
Selle kollektsiooni püsiv URIhttps://hdl.handle.net/10062/56460
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Sirvi Transkribeeritud kirjad Autor "Pöschmann, Georg Friedrich" järgi
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Kirje Kiri Karl Morgensternile(1806-05-09) Pöschmann, Georg FriedrichHochgeschätzter Herr College, Ich habe erst den Tag vor unsers geschätzten Hn Collegen Jäsche Abreise die beiden Circulare, welche ich an die Directoren des allg. Lehrer- Instituts absandte, zurück erhalten. Das eine, im Betreff des Examens der beiden Stud. Wahlberg, ist von Ihnen nicht unter- schrieben. Nach meinem Ermessen dürfte es wohl nun Zeit seyn, das statutenmäβige Examen zu veranstalten, so schmerzlich mir auch jetzt jeder Zeitverlust ist, da ich in diesem Semester fast alle meine Vorlesungen dupliren muβ. Da unser Freund Jäsche nicht gegen- wärtig ist, so werden wir allein das Geschäft zu besorgen haben; u in so fern Sie nicht dagegen sind, so werde ich zu den nächsten Ferien (zu Pfingsten) die beiden Wahlberg zu mir bestellen, u sie examiniren. Lassen Sie mir gefällig wissen, wann Sie die Candidaten einer Prüfung unterwerfen wollen, damit ich sie in Ihre Wohnung schicken kann. – Kurz vor dem Schluβ der Vorlesungen werde ich einmal mit dem Journal der Direction zu Ihnen komme, damit wir in einer halben Stunde über einige Punkte in demselben uns besprechen können. Vor einigen Tagen theilte mir H. Gauger ein Schreiben von Ihnen mit, worin Sie ihm nur auf einen Theil seiner Forderung eine Anweisung auf die Bibliotheks-Casse geben. Er klagte, daβ er dadurch sehr zurückgesetzt würde, u daβ ihm, unter diesen Umständen, die vom Conseil bewilligte Wohlthat nicht zu statten kommen könne. Ich konnte nichts dazu sagen, da ich den Bestand der Bibl. Casse noch nicht kenne. Andere Arbeiten mögen den Bibl. Secretair abgehalten haben, mir einen Auszug aus dem Cassabuche mitzutheilen. Mit dem Rector Parrot habe ich deβhalb gesprochen. – Erlauben Sie, daβ ich jitzt als Freund u als ein Mann, der gewiβ keine unbilligen Ansprüche macht, mit Ihnen ein Wort des Friedens rede. Ich glaube es ist nicht gut, daβ Sie in solchen Dingen, wie gerade die Gaugersche Sache ist, mit mir durchaus keine Rücksprache nehmen. Ich würde mich verachten, wenn ich einen Werth auf die Ehre setzen könnte, nie Ja oder Nein sagen zu können; u ich müβte nicht die Achtung für Sie haben, die ich wirklich hege, wenn ich glauben könnte, daβ Sie eine Ehre darin suchen, allein zu entscheiden. – Die gute Sache ist es, die Sie beabsichtigen; u Sie sind der Meinung, daβ dieselbe durch jede Art von Weitläufigkeit leidet. Daβ Weitläufugkeiten durch die Weise, wie Geschäfte betrieben werden, geschaffen u vermehrt, aber auch vermindert u völlig aufgehoben werden können, brauche ich Ihnen nicht zu sagen. Auch bin ich der Mann nicht, der hartnäckig auf einer Idee beharrte, bloβ weil sie von ihm kam. Ich entziehe mich keiner Arbeit, wobey ich glaube nützlich zu werden; u die Formen, die ich mir dabey gefallen lassen muβ, sind mir um so weniger lästig, da ich immer mehr einsehe, daβ das Formenwesen sein Gutes hat. – Was Sie für eine Ansicht vom Geschäftsgange haben, weiβ ich nicht; aber ich bin überzeugt, daβ die gute Sache eher gewinnen als verliehren würde, wenn Sie mehr Zutrauen gegen mich äuβerten. Die nächste Folge davon würde seyn, daβ ich mit Lust arbeitete; denn aufrichtig gestehe ich, daβ ich meine Bibliotheks-Geschäfte, unter meinen übrigen Berufspflichten, am nachläβigsten betreibe; eben weil ich – nichts zu thun habe. Und zweitens würden dann Fälle, wie der oben angezeigte ist, nicht statt finden können; Fälle die mir unangenehm seyn müssen, weil ich mir dabey wie ein Statist auf der Bühne vorkomme – was ich nicht seyn will, so lang ich meinen Lebensplan verfolgen kann – u weil ich durch jede Äuβerung, jeden Schritt, die ich thäte, collegialische Verhältnisse leicht verletzen könnte. Zutrauen läβt sich aber nicht fodern, u ob ich es verdiene oder nicht, davon kann hier nicht die Frage seyn. Ob ich gleiche Rechte bey Bibliotheks-Angelegenheiten habe – darüber hat das Conseil entschieden; ob die Pfs. Jäsche u Gaspari den Auftrag desselben ausgerichtet haben, weiβ ich nicht; mir ist es einerley. Damals sprach ich sine ira et studio; in welcher Art – das mögen Freunde u Feinde unter meinen Collegen erzählen! – Jetzt mache ich Sie auf etwas aufmerksam, was, wie mich dünkt, nicht ganz übersehen zu werden verdient. Der Fall tritt öfters ein, daβ ich über Bibliotheks- Angelegenheiten gefragt werde. So sehr ich es nun auch meinem Gefühl zuwider ist, dann als Unwissender zu erscheinen, so würde ich doch auch dazu nicht sagen, wenn ich mich überzeugen könnte, daβ der Gang der B. Geschäfte wirklich dadurch gewönne. Aber vorzüglich überlasse ich es Ihrer Beurtheilung, ob Sie es gern sehen, daβ man von Ihren Entscheidungen an mich sich wendet, u diese oder sonst eine Anordnung tadelt, die vielleicht nothwendig u heilsam sind, die ich aber nicht kenne, u über welche ich entweder gar nichts sprechen kann – u das mag ich nicht – oder à tort et à travers sprechen muβ, u dann leicht in Gefahr kommen könnte, etwas zu miβbilligen, weil ich den Grund davon nicht einsehe – und das will ich noch weniger! Denn deβwegen zu tadeln, weil ein Anderer es angeordnet hat, fällt mir nicht ein; u das εἰς κοιρανος ἐστω beunruhiget mich nicht; u könnte mich, wenn es der Fall wäre, in Beziehung auf Sie nicht beunruhigen, da Sie alle Eigenschaften in vollem Maaβe besitzen, um die Bibliotheks-Geschäfte allein zu verwalten. Aber aus oben angeführten Gründen wünsche ich, daβ Sie mir von wichtigen Beschlüssen u Anordnungen dh. den Bibl. Notair Leibnitz entweder mündlich oder schriftl. Nachricht gäben, u etwa monatlich, oder aller Viertheljahre mit dem inneren Zustande der Bibliothek mich, auf eine Ihnen beliebige Art, bekannt machten. Ich werde Sie nie in Ihrem Eifer u in Ihrer Thätigkeit stören; wohl aber glaube ich daβ dad. Unannehmlichkeiten vorgebeugt wird, die aus Mangel an Mittheilung von Ihrer Seite entstehen können. Nur noch eine Bitte. Sollte Sie dieser Brief beleidigen, bey welchem ich mein Ich ganz aus dem Spiele gelassen, u bloβ unser freundschaftl. Verhältniβ vor Augen gehabt habe, u sollten Sie sich genöthigt sehen, davon Gebrauch zu machen, oder wenigstens nicht so freundschaftl. zu antworten; so haben Sie die Güte u Freundschaft für mich, u lassen diesen Brief abschreiben, u mir die Abschrift zu stellen. Ich bin jetzt gerade mit Arbeiten überhäuft, u kann nicht selbst mir Abschrift nehmen, die ich auch, aus Vertrauen zu Ihrer Billigkeit, für unnöthig hielt, u nur in dem oben angezeigten Falle, den ich mir kaum denken kann, zu meiner Rechtfertigung nöthig seyn dürfte. Mit Hochachtung u Freundschaft Der Ihrige am 9tn May 1806. Pöschmann