Kiri Karl Morgensternile

Date

1831-04-04

Authors

Parrot, Georg Friedrich

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Publisher

Abstract

Phantasie der Obelisk, seinem Genie die oben lodernde Flamme entsprechend. Dann entspricht auch die Innschrift: Ingenio magnus, probitate major, vir priscus. – Ich würde es Ihnen Ich war im Begriff, Ihnen heute, liebster nicht miβdeutet haben wenn Ihnen ingenio magnus Morgenstern, zu schreiben, als Ihr Brief ankam. nicht gefallen hätte, da in den römischen Schriftstellern dieser Ausdruck nicht vorkommt, sondern egregii ingenii etc. So sey dann der Zweck dieser Zeilen doppelt, Allein solche Phrasen hatten nach den Doctor-Diplomen ein mal im Namen unsrer theuren Klinger geschmeckt u. ich wollte Kürze. Ehe ich diese Ihnen für Ihren herzlichen Brief auch herzlich Innschrift dem Recensieren der Freunde hingab, besprach ich mich über alle diese Punkte mit Gräfe. Er zu danken. Er hat ihr wohl gethan, besonders hatte dieselben Bedenken als Sie u. ich. Aber er durch die claren Beweise von Hochachtung gegen blieb dabey daβ die Innschrift so bleiben solle, weil ihren Verstorbenen, dann Ihren Brief an mich jede Anderung nicht das wiedergeben würde was zu beantworten. Seyn Sie übrigens nicht besorgt um die die Innschrift sagen wollte u. sollte, und meynte kleinen Sprachfehler in Ihrem Brief an unsre Freundin. sie wäre doch gutes Latein. – Doch das ist Am nächsten Abend nach seiner Ankunft war ich bey Philologie genug. In meinem Leben habe ich ihr, u. sie gab mir den Brief ihr ihn vorzulesen. darinn nicht so viel geleistet. Und nun, zur Strafe für das Minna grüβt trage Ich stellte mich also an der Ihnen wohl bekannten grünen ich Ihnen auf der lieben u. lieblichen Minna zu sagen daβ ich sie Blendlaterne und las ihn für mich zuerst; dann aus meinem tiefsten Herzen liebe, verehre, grüβe und daβ dieses Gefühl nur mit mir aufhören werde. laut; u. da andere H.H. da waren so konnte ich Die Meinigen schlieβen sich hier (nicht bey der Philologie) Kleinigkeiten die Ihnen entschlüpft waren, abglätten, mir herzlich mit, und ich bitte die liebe Seele am um nicht Gelegenheit zu Bemerkungen zu geben. Ende Ihres nächsten Briefs (oder noch schöner durch einige Nicht nur die Klinger, sondern auch die Anwesenden besondere Zeilen im Falle Sie nicht bald schreiben sollten) bestimmt zu erklären ob Sie, mein Freund, diesen Auftrag freuten sich über diesen schönen Brief.Der Necrolog, der Alles enthält was ich Ihnen von gehörig ausgerichtet haben. Diese Strenge (Sie sehen Klinger’s lezten tagen schreiben konnte, ist nicht von daβ ich auch ein vir priscus bin das merken Sie sich für meine künftige Grabschrift!) hält mich nicht ab Ihnen mir, sondern von Storch, der ihn aus Muralt’s Leichen- in Wahrheit zu sagen daβ die Meinigen, u. ich ganz rede entnommen, zu welcher Rede wir sammtlich die besonders, Sie recht herzlich grüβen. data, so viel Jeder wuβte, geliefert hatten. – Nein, Vale et fave musis et amicitiae das Necrolog ist nicht von Ihrem Freunde. St. Petersburg, d. 4tn April. 1831. Parrot Ich wuβte nicht daβ Sie einen eigenhändigen mit der Innschrift von antiker Bronze (beynahe schwarz) biographischen Aufsatz von dem merkwürdigen Ver- deren Buchstaben in der Tafel ganz eingelassen werden sollen. storbenen haben. – Doch es wäre nicht Zeit gewesen Die Wittwe hatte gewünscht sein Portrait als Bas- Sie um Notizen zu bitten. Wenn Sie nichts dagegen relief auf dem Obelisk zu sehen. Auch hatte ich es haben, so will ich das Datum seiner Geburt in der Zeitung ergänzen in der Zeichnung angebracht. Aber Storch, ärgerlich duEDagunhborndüiecnd βund sbmt ic.elh ey DwSsn deat iib seiginecs isheg iicr et gzhGne.l einnil.cie cIhgch Lhetn, nü baHhgicteteheirt,r uds emaioeigf sAegernrsm ütdwβ caoAhtβr rtM ti Sghikiienr rnl eü:E aibMnh e Pesirn.oma nBlrcarihsno e nts ! daβ seine Idee verworfen wurde, declarierte so lange u. so oft gegen die Möglichkeit ein getroffenes Basrelief zu bekennen daβ es nun unterbleiben soll, da ich doch gewiβ bin daβ die Sache mit Hülfe zweyer hieβiger Künstler sehr gut geworden wäre, da ich weiβ wie der Eine Sonntags-Büste ausgeführt Gleich im nächsten Briefe sagen Sie wie sie grüβt. hat. Das Ganze wird 20 Fuβ hoch seyn. Der Felsen Die Innschrift ist von mir, und ich muβ Ihnen, leider, allein hat Mannshöhe. Es wird zwischen 6 bis 8 tausend Mehreres darüber sagen. Storch, der von diesen Rb kosten. – Nun von der Innschrift. Dingen nichts versteht, trat zu erst hervor u. meynte man müβe einen einfachen liegenden Granitstein, Ich vergaβ wie ein gewöhnlicher Leichenstein, nur oberhalb etwas (dachförmig) erhoben, wie Stoffregen im vorigen Sommer Namen, Geburts- u. Todes Jahr. für seine Frau hatte setzen lassen, und blos Gegen den vir priscus machen Sie Einwendungen u. den Namen Klinger darauf. Das hieβ die Plattheit citiren mir Autoren. Ich will Ihnen auch welche citiren, mit der höchsten Emphase verkuppeln. Ich erklärte daβ es anders seyn müβe, so auch die Wittwe und denn ich habe auch Repertoire (Erschrecken sie nicht; esist nur Schatters Lexicon) Cicero sagt: Credendum est veteri- die Freunde, u. wurde beauftragt Idee, Zeichnung bus et priscis, ut ajunt, viris. Veteres viri sind die alten Männer u. Inschrift zu entwerfen. Es ist schon geschehen u. die noch leben, prisci viri die Alten die längst nicht mehr hat allgemeine Zustimmung erhalten. Die Aufgabe leben. Cicero zog hier priscis dem antiquis vor. Daβ priscus war: Klingers Character ganz anzudeuten. Ich auch die Bedeutung Ernst, streng, beynahe rauh hat, wuβte lösete sie auf folgende Art. – Auf einem natürlichen, ich u. deβwegen wählte ich priscus statt antiquus. Denn etwas rauhem Granitfelsen erhebt sich ein Obelisk (u. wer mit ihm zu tun gehabt hat weiβ ein eigenes Lied auch von Granit, aber polirt auf welchem eine Flamme (von vergoldeter Bronze) steht. davon zu singen) Klinger war priscus, auch in diesem Sinne. Und An der einen Seite des Felsen eine weiβe Marmor-Tafel eine Innschrift muβ wahr seyn. Dem analog ist der rauhe Fels, seiner aufwärts strebenden groβartigen

Description

Ich war im Begriff, Ihnen heute, liebster Morgenstern, zu schreiben, als Ihr Brief ankam. So sey dann der Zweck dieser Zeilen doppelt, ein mal im Namen unsrer theuren Klinger Ihnen für Ihren herzlichen Brief auch herzlich zu danken. Er hat ihr wohl gethan, besonders durch die claren Beweise von Hochachtung gegen ihren Verstorbenen, dann Ihren Brief an mich zu beantworten. Seyn Sie übrigens nicht besorgt um die kleinen Sprachfehler in Ihrem Brief an unsre Freundin. Am nächsten Abend nach seiner Ankunft war ich bey ihr, u. sie gab mir den Brief ihr ihn vorzulesen. Ich stellte mich also an der Ihnen wohl bekannten grünen Blendlaterne und las ihn für mich zuerst; dann laut; u. da andere H.H. da waren so konnte ich Kleinigkeiten die Ihnen entschlüpft waren, abglätten, um nicht Gelegenheit zu Bemerkungen zu geben. Nicht nur die Klinger, sondern auch die Anwesenden freuten sich über diesen schönen Brief. Der Necrolog, der Alles enthält was ich Ihnen von Klinger’s lezten tagen schreiben konnte, ist nicht von mir, sondern von Storch, der ihn aus Muralt’s Leichen- rede entnommen, zu welcher Rede wir sammtlich die data, so viel Jeder wuβte, geliefert hatten. – Nein, das Necrolog ist nicht von Ihrem Freunde. Ich wuβte nicht daβ Sie einen eigenhändigen biographischen Aufsatz von dem merkwürdigen Ver- storbenen haben. – Doch es wäre nicht Zeit gewesen Sie um Notizen zu bitten. Wenn Sie nichts dagegen haben, so will ich das Datum seiner Geburt in der Zeitung ergänzen und bey dieser Gelegenheit sagen daβ Sie ein solches Document besitzen. Ich bitte um Antwort hierüber. Bis dahin schweige ich. Eben lese ich gleich nach diesem Artikel: Minna grüβt. Das ist eine Lüge, so grüβt Minna Parrot und die Seinigen nicht, Herr eifersüchtiger Ehemann! Gleich im nächsten Briefe sagen Sie wie sie grüβt. Die Innschrift ist von mir, und ich muβ Ihnen, leider, Mehreres darüber sagen. Storch, der von diesen Dingen nichts versteht, trat zu erst hervor u. meynte man müβe einen einfachen liegenden Granitstein, wie ein gewöhnlicher Leichenstein, nur oberhalb etwas (dachförmig) erhoben, wie Stoffregen im vorigen Sommer für seine Frau hatte setzen lassen, und blos den Namen Klinger darauf. Das hieβ die Plattheit mit der höchsten Emphase verkuppeln. Ich erklärte daβ es anders seyn müβe, so auch die Wittwe und die Freunde, u. wurde beauftragt Idee, Zeichnung u. Inschrift zu entwerfen. Es ist schon geschehen u. hat allgemeine Zustimmung erhalten. Die Aufgabe war: Klingers Character ganz anzudeuten. Ich lösete sie auf folgende Art. – Auf einem natürlichen, etwas rauhem Granitfelsen erhebt sich ein Obelisk auch von Granit, aber polirt auf welchem eine Flamme (von vergoldeter Bronze) steht. An der einen Seite des Felsen eine weiβe Marmor-Tafel mit der Innschrift von antiker Bronze (beynahe schwarz) deren Buchstaben in der Tafel ganz eingelassen werden sollen. Die Wittwe hatte gewünscht sein Portrait als Bas- relief auf dem Obelisk zu sehen. Auch hatte ich es in der Zeichnung angebracht. Aber Storch, ärgerlich daβ seine Idee verworfen wurde, declarierte so lange u. so oft gegen die Möglichkeit ein getroffenes Basrelief zu bekennen daβ es nun unterbleiben soll, da ich doch gewiβ bin daβ die Sache mit Hülfe zweyer hieβiger Künstler sehr gut geworden wäre, da ich weiβ wie der Eine Sonntags-Büste ausgeführt hat. Das Ganze wird 20 Fuβ hoch seyn. Der Felsen allein hat Mannshöhe. Es wird zwischen 6 bis 8 tausend Rb kosten. – Nun von der Innschrift. Ich vergaβ Namen, Geburts- u. Todes Jahr. Gegen den vir priscus machen Sie Einwendungen u. citiren mir Autoren. Ich will Ihnen auch welche citiren, denn ich habe auch Repertoire (Erschrecken sie nicht; es ist nur Schatters Lexicon) Cicero sagt: Credendum est veteri- bus et priscis, ut ajunt, viris. Veteres viri sind die alten Männer die noch leben, prisci viri die Alten die längst nicht mehr leben. Cicero zog hier priscis dem antiquis vor. Daβ priscus auch die Bedeutung Ernst, streng, beynahe rauh hat, wuβte ich u. deβwegen wählte ich priscus statt antiquus. Denn (u. wer mit ihm zu tun gehabt hat weiβ ein eigenes Lied davon zu singen) Klinger war priscus, auch in diesem Sinne. Und eine Innschrift muβ wahr seyn. Dem analog ist der rauhe Fels, seiner aufwärts strebenden groβartigen Phantasie der Obelisk, seinem Genie die oben lodernde Flamme entsprechend. Dann entspricht auch die Innschrift: Ingenio magnus, probitate major, vir priscus. – Ich würde es Ihnen nicht miβdeutet haben wenn Ihnen ingenio magnus nicht gefallen hätte, da in den römischen Schriftstellern dieser Ausdruck nicht vorkommt, sondern egregii ingenii etc. Allein solche Phrasen hatten nach den Doctor-Diplomen geschmeckt u. ich wollte Kürze. Ehe ich diese Innschrift dem Recensieren der Freunde hingab, besprach ich mich über alle diese Punkte mit Gräfe. Er hatte dieselben Bedenken als Sie u. ich. Aber er blieb dabey daβ die Innschrift so bleiben solle, weil jede Anderung nicht das wiedergeben würde was die Innschrift sagen wollte u. sollte, und meynte sie wäre doch gutes Latein. – Doch das ist Philologie genug. In meinem Leben habe ich darinn nicht so viel geleistet. Und nun, zur Strafe für das Minna grüβt trage ich Ihnen auf der lieben u. lieblichen Minna zu sagen daβ ich sie aus meinem tiefsten Herzen liebe, verehre, grüβe und daβ dieses Gefühl nur mit mir aufhören werde. Die Meinigen schlieβen sich hier (nicht bey der Philologie) mir herzlich mit, und ich bitte die liebe Seele am Ende Ihres nächsten Briefs (oder noch schöner durch einige besondere Zeilen im Falle Sie nicht bald schreiben sollten) bestimmt zu erklären ob Sie, mein Freund, diesen Auftrag gehörig ausgerichtet haben. Diese Strenge (Sie sehen daβ ich auch ein vir priscus bin das merken Sie sich für meine künftige Grabschrift!) hält mich nicht ab Ihnen in Wahrheit zu sagen daβ die Meinigen, u. ich ganz besonders, Sie recht herzlich grüβen. Vale et fave musis et amicitiae St. Petersburg, d. 4tn April. 1831. Parrot.
Märkus: L 148, rida 10 „Sprachfehler“ kohta lehe serval kommentaar K. Morgensterni käega: Er war in Französischer Sprache
Sisu kokkuvõtteks: Parrot saadab oma kirjaga ka leskproua Klingeri tänu Morgensternile tema südamliku kaastundekirja eest. Elise von Klinger oli lasknud Parrotil selle kirja sõpradele ette lugeda, mille käigus too silus osavalt ka autori väikesed keelevead. Parrot annab teada, et Klingeri nekroloogi kirjutas Muralti matusekõne alusel Storch, mitte Parrot. Paremat teksti polnud aega tellida. Kui Morgenstern tõesti omab Klingeri omakäelist autobiograafiat, siis tahab Parrot Morgensterni loal selle fakti avalikustada, samuti teha Morgenstrni andmete järgi täienduse Klingeri sünnidaatumis. Peterburi akadeemilises ringkonnas on arutusel Klingeri hauamonumendi kujundus ja tekst. Storchi on soovitanud lihtsat graniitkivi. Parroti ja paljude teiste sõprade idee on, et püstitatu võimsus ja tekst väljendaks Klingeri kindlat, isegi karmi iseloomu – looduslik mehekõrgune graniitrahn, sellel Klingeri edasipürgiva fantaasia sümbolina poleeritud graniidist obelisk, millel Klingeri suurvaimule vastav pronksist ülekullatud leek. Leskproua soov, paigutada obeliskile Klingeri bareljeef, mida oleks saanud hästi teostada, on vaidlustes ja solvumistes juba ära langenud. Kaljurahnu ühele küljele tuleb valge marmortahvel raidkirjaga „Ingenio magnus, probitate major, vir priscus“ ning nimi, sünni-ja surma-aasta. Keeleliselt on Chr. F. Gräfe teksti, milles Parrot toetus Cicero käsitlusele, juba heaks kiitnud. Monumendi kogukõrgus on 20 jalga ja maksma läheb see 6–8000 rbl. Parrot soovitab Morgensternil „Vir priscus“ meelde jätta, et see saaks ka tema enda hauakivile

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