Kiri Veit Hans Schnorr von Carolsfeldile

Date

1803-12-25

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Abstract

An den Maler Schnorr in Leipzig Dp. d. 25 Dec. 1803. Nur mit zwei Worten kann ich Ihnen, lieber Schnorr, heute schreiben, daβ ich Ihre lange sehnlich erwar- teten vier Zeichnungen, die sammt den Kupferstichen der Ro- stischen Handlung dieβ Mal lange unter Weges blieben, erhalten u mich herzlich darüber gefreuet habe. Soll ich ihnen das beweisen? Hier ist der Beweis. Drey Ihre Zeichnungen habe ich für mich behalten, u nur eine (um doch etwas abzugeben) dem künftigen Museum überlassen. Daβ ich so etwas im Schilde führe, konnten Sie schon aus den Gegen- ständen schlieβen, die sie mir anboten. Denn Sie kennen nun schon meinen Sinn. Dann hätten Sie es auch schon daraus schlieβen können, daβ ich die Anweisung durch meinen Privatgeschäfts- träger in Halle, u nicht auf einem anderen öffentlichern Wege machte. Hoffentlich haben Sie das Geld indeβ empfangen. Wo nicht, so melden Sie es mir mit umgehender Post. Sogleich soll es dann von hier aus erfolgen. Ich war gerade so beschäftigt, daβ ich von Rathsmeister Goldhagen in Halle nicht deβhalb geschrieben, sondern erwartet habe, er wird auf bloβe Ansicht des Rafael’s Magdalene war mir ganz neu. Die Raue Zettels Ihnen sogleich schicken. Doch vielleicht als Grazie. Aber sind Sie nicht ungerecht, lieber Schnorr, wenn Sie die anderen Magdalenen nur „hin- hat er es auch gethan. getümmelte Nymphen“ nennen? Von Battoni schweig Wollen Sie mein Urtheil über die vier Zeichnungen? ich billig. Aber Correggio’s Magdalene ist doch Doch rathen Sie erst, welche mir die liebste mehr. Sie fühlt tiefer; aber darum freylich weniger war. O Sie wissen nicht, wie Sie zufällig grazienhaft. Übrigens bin ich nichts weniger als (zufällig? nein! Das war Werk einer höheren Enthusiast für Correggio. Hand) meinem Wunsch entgegen kamen. Gerade Ihre Lais, welche Rosen abschneidet diese Zeichnung wollt’ ich. Aber das ist –die Zeichnung in Röthel – hab’ ich (um, wie gesagt, von Ihrer Erfindung doch eins der keine Lais u kein Aristipp. Aber Jene ist beyden Stücken der künftigen Anstalt zu wohl mehr als eine Lais. O wie viel kann überlassen, u nicht Alles eigennützig für mich zu zuweilen der Künstler dem Menschen sagen!behalten) dem Museum angerechnet. Nicht, Mehr, als jener selbst hofft. Wenn Sie als ob sie mir nicht so viel Freude machte. wüβten – doch davon kein Wort mehr. Es ist eine sehr anziehende Figur; der Kopf Wenigstens jetzt nicht. Beyläufig: deuten nicht die Palmen im Hintergrund auf Frieden, der bey zumal voll zarter Weiblichkeit. Nebensachen. einer solchen Freundschaft wohnen soll? (Um offenherzig zu seyn) wünscht’ ich daran, wenn sie einmal Lais heiβen soll, etwas we- Den Engel nach Guido zeigte ich einer niger modern. – Um mich zu legiti- MaFnrneuen mdiinc,h d biee seuinceh tEen, gbleäyn dLeicrhint eis. tS, aiels v seireg lmiciht idhrieem miren, haben Sie wohl die Güte, wo- Wirkung des Bildes selbst mit – einem Licht- fern Sie anders meine Anweisung von Halle strahl. Es thut nicht bloβ dem Auge wohl. aus (da mein Bruder, wie Sie schreiben, Nun hängt ’s mir gegenüber. nicht mehr in Leipzig war) erhalten haben, auf einen besondern Zettel, den Sie in Ihrem nächsten Ihnen Ihre kostbare Zeit ganz so, wie Sie es selbst Brief an mich einschlieβen, zu schreiben: „Für eine bestimmen werden, vergütet wird (wenn das anders Zeichnung in unverwischbaren Röthel, u braun einiger Maβen Vergütung heiβen könnte) ver- getuscht, auf blau Papier: Lais, die Rosen steht sich von selbst.Doppelmaier schreibt mit seinem Feuergeist, abschneidet, von C. Morgenstern für das Museum aus seiner Privatcasse empfangen den Sie kennen, von einer Sammlung Ital. Gemälde ugeschnittener Steine, die ein Römer Giorgini in sechs Ducaten.“ Schnorr. So erfodirt ’s Leipzig feil biete, u schickt den geschriebenen die Ordnung unsrer Rentkammer, wenn ich Katalog. Er reiβe sich die Haare aus, schreibt die 6 Duc. von der Univers. haben will. D., wenn wir nicht kauften. Er vergiβt ganz, Auf Ihre Zeichnung Rafael’s Tod über welche kleine Summe ich zu disponiren habe, freu’ ich mich im voraus. Lassen Sie die die mit jenen Herrlichkeiten des ungenannten baldige Gabe eine doppelte seyn! – Principe nicht im entferntesten Verhältniβ steht.Schreiben Sie mir aber doch, was Sie gefunden Ob übrigens eine Ihrer Arbeiten in meinem haben. Könnte man vielleicht ein Paar wirk- Zimmer oder Saal, oder einst im Saal lich schöne antike Cameen oder Intaglien des öff. Gebäudes hängt, kümmere Sie nicht. Sterb’ ich unverheirathet, so bekommen? Denn gegen die Meisterstücke wird alles Schöne, was ich etwa besitze, Ital. Malereyen auf deutschem Boden binich schon etwas mistrauischer. öffentlich. Leb’ ich, so leb’ ich als Die Rostische Kunsthandlung wird nächstens öffentlicher Lehrer, der zu dem Schöne, Schreiben Sie mir doch bald wieder. wieder einen Transport an mich schicken. was etwa in seinem Zimmer hängt, noch Wäre doch Ihr Rafael dabey! Bald hätt’ ich schneller u öfter führt, als zu dem, was einst in einem noch nicht gebauten Pallast eins vergessen. Lieferten Sie unsNoch sah ich keins von Ihrer Hand. hängen wird. Daβ auf jeden Fall vielleicht auch ein Ölgemälde? Sagen Sie? Leben Sie wohl, recht wohl. An den Rändern. Am Geburtstage Kaiser Alexanders habe ich (als Prof. Eloq.) eine Lobrede auf Winkelmann gehalten vor ein Paar Hundert Zuhörern. Briefe an mich frankiren Sie ja nie. Die unfrankirten von Ihnen sind stets willkommen. Grüβen Sie Seume. Krause grüβt. Morgenstern

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An den Maler Schnorr in Leipzig Dp. d. 25 Dec. 1803. Nur mit zwei Worten kann ich Ihnen, lieber Schnorr, heute schreiben, daβ ich Ihre lange sehnlich erwar- teten vier Zeichnungen, die sammt den Kupferstichen der Ro- stischen Handlung dieβ Mal lange unter Weges blieben, erhalten u mich herzlich darüber gefreuet habe. Soll ich ihnen das beweisen? Hier ist der Beweis. Drey Ihre Zeichnungen habe ich für mich behalten, u nur eine (um doch etwas abzugeben) dem künftigen Museum überlassen. Daβ ich so etwas im Schilde führe, konnten Sie schon aus den Gegen- ständen schlieβen, die sie mir anboten. Denn Sie kennen nun schon meinen Sinn. Dann hätten Sie es auch schon daraus schlieβen können, daβ ich die Anweisung durch meinen Privatgeschäfts- träger in Halle, u nicht auf einem anderen öffentlichern Wege machte. Hoffentlich haben Sie das Geld indeβ empfangen. Wo nicht, so melden Sie es mir mit umgehender Post. Sogleich soll es dann von hier aus erfolgen. Ich war gerade so beschäftigt, daβ ich von Rathsmeister Goldhagen in Halle nicht deβhalb geschrieben, sondern erwartet habe, er wird auf bloβe Ansicht des Zettels Ihnen sogleich schicken. Doch vielleicht hat er es auch gethan. Wollen Sie mein Urtheil über die vier Zeichnungen? Doch rathen Sie erst, welche mir die liebste war. O Sie wissen nicht, wie Sie zufällig (zufällig? nein! Das war Werk einer höheren Hand) meinem Wunsch entgegen kamen. Gerade diese Zeichnung wollt’ ich. Aber das ist keine Lais u kein Aristipp. Aber Jene ist wohl mehr als eine Lais. O wie viel kann zuweilen der Künstler dem Menschen sagen! Mehr, als jener selbst hofft. Wenn Sie wüβten – doch davon kein Wort mehr. Wenigstens jetzt nicht. Beyläufig: deuten nicht die Palmen im Hintergrund auf Frieden, der bey einer solchen Freundschaft wohnen soll? Den Engel nach Guido zeigte ich einer Freundin, die eine Engländerin ist, als sie mit ihrem Manne mich besuchte, bey Lichte. Sie verglich die Wirkung des Bildes selbst mit – einem Licht- strahl. Es thut nicht bloβ dem Auge wohl. Nun hängt ’s mir gegenüber. Rafael’s Magdalene war mir ganz neu. Die Raue als Grazie. Aber sind Sie nicht ungerecht, lieber Schnorr, wenn Sie die anderen Magdalenen nur „hin- getümmelte Nymphen“ nennen? Von Battoni schweig ich billig. Aber Correggio’s Magdalene ist doch mehr. Sie fühlt tiefer; aber darum freylich weniger grazienhaft. Übrigens bin ich nichts weniger als Enthusiast für Correggio. Ihre Lais, welche Rosen abschneidet – die Zeichnung in Röthel – hab’ ich (um, wie gesagt, von Ihrer Erfindung doch eins der beyden Stücken der künftigen Anstalt zu überlassen, u nicht Alles eigennützig für mich zu behalten) dem Museum angerechnet. Nicht, als ob sie mir nicht so viel Freude machte. Es ist eine sehr anziehende Figur; der Kopf zumal voll zarter Weiblichkeit. Nebensachen. (Um offenherzig zu seyn) wünscht’ ich daran, wenn sie einmal Lais heiβen soll, etwas we- niger modern. – Um mich zu legiti- miren, haben Sie wohl die Güte, wo- fern Sie anders meine Anweisung von Halle aus (da mein Bruder, wie Sie schreiben, nicht mehr in Leipzig war) erhalten haben, auf einen besondern Zettel, den Sie in Ihrem nächsten Brief an mich einschlieβen, zu schreiben: „Für eine Zeichnung in unverwischbaren Röthel, u braun getuscht, auf blau Papier: Lais, die Rosen abschneidet, von C. Morgenstern für das Museum aus seiner Privatcasse empfangen sechs Ducaten.“ Schnorr. So erfodirt ’s die Ordnung unsrer Rentkammer, wenn ich die 6 Duc. von der Univers. haben will. Auf Ihre Zeichnung Rafael’s Tod freu’ ich mich im voraus. Lassen Sie die baldige Gabe eine doppelte seyn! – Ob übrigens eine Ihrer Arbeiten in meinem Zimmer oder Saal, oder einst im Saal des öff. Gebäudes hängt, kümmere Sie nicht. Sterb’ ich unverheirathet, so wird alles Schöne, was ich etwa besitze, öffentlich. Leb’ ich, so leb’ ich als öffentlicher Lehrer, der zu dem Schöne, was etwa in seinem Zimmer hängt, noch schneller u öfter führt, als zu dem, was einst in einem noch nicht gebauten Pallast hängen wird. Daβ auf jeden Fall Ihnen Ihre kostbare Zeit ganz so, wie Sie es selbst bestimmen werden, vergütet wird (wenn das anders einiger Maβen Vergütung heiβen könnte) ver- steht sich von selbst. Doppelmaier schreibt mit seinem Feuergeist, den Sie kennen, von einer Sammlung Ital. Gemälde u geschnittener Steine, die ein Römer Giorgini in Leipzig feil biete, u schickt den geschriebenen Katalog. Er reiβe sich die Haare aus, schreibt D., wenn wir nicht kauften. Er vergiβt ganz, über welche kleine Summe ich zu disponiren habe, die mit jenen Herrlichkeiten des ungenannten Principe nicht im entferntesten Verhältniβ steht. Schreiben Sie mir aber doch, was Sie gefunden haben. Könnte man vielleicht ein Paar wirk- lich schöne antike Cameen oder Intaglien bekommen? Denn gegen die Meisterstücke Ital. Malereyen auf deutschem Boden bin ich schon etwas mistrauischer. Schreiben Sie mir doch bald wieder. Die Rostische Kunsthandlung wird nächstens wieder einen Transport an mich schicken. Wäre doch Ihr Rafael dabey! Bald hätt’ ich eins vergessen. Lieferten Sie uns vielleicht auch ein Ölgemälde? Sagen Sie? Noch sah ich keins von Ihrer Hand. Leben Sie wohl, recht wohl. An den Rändern. Am Geburtstage Kaiser Alexanders habe ich (als Prof. Eloq.) eine Lobrede auf Winkelmann gehalten vor ein Paar Hundert Zuhörern. Briefe an mich frankiren Sie ja nie. Die unfrankirten von Ihnen sind stets willkommen. Grüβen Sie Seume. Krause grüβt. Morgenstern

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