Kiri Karl Morgensternile

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1809-02-21

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Dresden den 21tn Februar 1809. Schon 3 Wochen wieder zurük aus Weimars liebreichen Gränzen, im Schooβ der Meinen geliebet und gepflegt – finde ich doch Heute erst ein Stündchen, um dir mein Freund einige Spuren des Lebens von mir zu geben. Gar vieles – ja manches hätte ich dir zu sagen, was sich im Grunde besser sprechen läst, und im Schreiben kein Meister, verspare ichs lieber bis aufs widersehn. Lasse dir einiges erzählen – doch auch dazu gebricht mir die Zeit – so viel ich in Kürze sagen kann, wisse: wie mirs geth. Meine gute Frau war werend meiner Abwesenheit sehr schwehr krank. Sehr wohltätig wirkte auf ihre Genesung meine Ankunft; und nun ist sie, noch etwas Husten abgerechnet, leidlig wohl. Denke dir, wie die Nachricht ihres Krankseins in Weimar wo ich einem bestimmten Zwek verfolgend mich in meiner Tätigkeit nicht wohl unterbrechen konnte, und wie ich doch wollte, mich beschleunigte, und in der Übereilung die Ruhe nicht finden konnte, welche zum gelingen in meiner Kunst unentberlig ist, meine Unzufriedenheit hierüber – und du siehst mehr, als ich schreiben kann. Von meiner Ankunft möchte ich ganz schweigen, von der Unruh und Quahlvollen Sorge werend der Reise –. Gerhard hüpfte mir mit Freuden geschrey in den einen Arm, mein krankes Weib wankte blaβ und mager mit trähnenden Augen mir in den andern. Freud und Leid war so groβ, daβ nur eine starke Brust es tragen und empfinden konnte. Nun ist alles im alten Gleise, nur habe ich von dem Vielen was zu thun war, und zum Theil noch ist, nicht zum eigentlichen Thun kommen können. Gemahlt habe ich noch fast nichts. Mit denen in Weimar geschafdenen Portraits ist man weit zufriedener als ich selbst. Zu meiner grösten Verwunderung auch mit dem von Herder. So unruh voll auch in den lezten Tagen meines Aufenthaltes in Weimar in mancher Hinsicht meine Seele war, so ist doch die Errinnerung an diese Zeit mir unbeschreiblich wehrt. In der genaueren Bekanntschaft mit Göthe und Wieland fühle ich den bessern Theil meiner Seele gereifter, mich in manchen meiner Ideen bestärkter, fester selbst im Willen meiner Kunst; und klahrer übersehe ich die Menschen und das Leben. Daβ dies ein reiner Gewinn ist, in welchem man sich bey viel Armuth dennoch reich dünkt, brauche ich dir wohl nicht zu sagen. Doch bey aller Kenntniβ und Erkenntniβ, so balde ich sehe, daβ man es ernstlich meint, und am Tüchtigen Fleiβ wodurch Gott des Menschen Seele bereichert und erfreuet – wie ständ es darum läst sie es nicht fehlen. Sie zeiget ein ungemessenes Vertrauen wenn nicht das Flämchen Kunst so lieb und Andachtvoll die dunkeln Pfaden dieses Lebens erleuchdete! Doch nur in ihrer Anschauung erfreut sich die zu mir, und es thut mir weh, ihr im Nichtes recht helfen zu können. Es ist ein gar übel Ding mit allen den Menschen, deren Ansprüche an menschliche Seele, und erkennt ihre Göttliche Abkunft. Ja – die Welt in zu unharmonischem Verhältniβe stehn mit der Kraft Gab uns ein Gott nicht die Kunst, die heitere Flamme des Lebens, in welcher diese Ansprüche nur gelten können; wo ihr ganzes Strehben dahingeth: mit 6 Karten 7 Stiche zu machen. In der Um in der düsteren Nacht leuchtender Stern uns zu sein! Musique fehlt ihr die Empfindung für Harmonie und der Takt. Das Schenkte er uns nicht dies Licht, wodurch wir die Liebe erkennen schlimste ist: daβ sie dies nicht einsieth – ja nicht einmahl das Bedürfniβ Besserer Seel’ uns bewust, Tätig ins Leben eingehn – darnach empfindet. In der Mahlerey mangeln ihr die Vorkenntniβe Wahrlich dann mögte kein Mensch in diesem Jammer noch leben Und auch ich hätte mich – längst schon dem Teufel ergeben. und vor allem ein gutes Auge. Da sie selbst nie sehen kann, was siemacht, so glaubt sie es immer guth zu machen, und falsche Schmeichlen Du siehst, daβ ich in Weimar war, und ich glaube, das Vers machen stekt an bestärken sie in diesem Wahn, der einzig sie beglükt, und in welchem wie eine Krankheit. sie untergehn muβ ... Von Sophie kann ich dir nichts erfreuliches Das Geld für die Seidelmann ist angekommen, auch das für die Landschaft sagen. Sie hat einen langen Brief geschrieben, und – ich möchte ganz nach Ruisthal von der Freystein den Kirchhof darstellend. Ich habe mir dies Bild noch einmahl angesehen, und binn zweifelhaft und schwankend schweigen von dieser Unglükligen, derer Mann nun vorgiebt: den Aufwand, ob ichs nicht doch nehmen soll, da, ob es gleich schlechter ist als das andere war daβ sie den Winter in Dorpat lebt, nicht mehr bestreiten zu können. Wirklig doch von keinem andern hier besser – ja nicht so guth kopirt wird. Schreibe soll er durch seine übel verstandene Spaarsamkeit – seinen Geitze so herunter mir hierüber, und wenn das Museum noch so viel Kraft übrig hat, noch gekommen sein in seiner Ekonomie, daβ er fürs erste Ottenküll verarentiren überdem den Dantes Kopf von Hartman zu nehmen, so schike ich nach empfang muste, vielleicht balde verkaufen wird. Das fehlt noch der armen, daβ deiner Andwort diese Anweisung nach Dorpat. Den von Meyer gekauften sie auch dürftig werde! Sie spricht mit Liebe und Theilnahme von dir, erwähnt Luter habe ich gesehen. Hätte ich ihn früher gesehn, so hättest du ihn den Oberpahlnischen, daβ es der törigten Mutter vielleicht noch gelingen würde, wenigstens für den Preiβ nicht kaufen dürfen. Schreibe mir denn die von Freyern umlagerten Töchter, bey allen Vorzügen der Schönheit, auch, wohin ich die Bilder schiken soll, die Adresse genau; ich weiβ, du Grazie und Herzensgüte – als Familien Tanten bey Verwanden ein-zuschalten. Keiner kauft gerne die zu hoch gepriesene, auch wohl über den hast sie mir schon gegeben, ich aber kann sie nicht mehr finden. Wehrt ausgebotene Waare! Wie oft muβ ich denken an den Vers in Nach Gotha binn ich nicht gekommen, eben weil ich nach Hause eilete, Göthes Gedichte: Wer der Menschen Törigt treiben, Täglig sieth und täglig schilt, und ich verspahre dies für ein andermahl. Die Fräulein Winkel udnedr twräegtn snc hawnedrerer e Ntcarren blegab in Weimar und Leipzig Harven Concerte, es gelang ihr aber nicht, – . O! die V iberekne h–rt hseeitl bdesrt Mfüern secinheenn, uNnad rdraeβn e gs idlti e– den Beyfall des Puplikums zu gewinnen. Was sie in meiner Kunst leistet, ist eben auch nicht gar viel. Doch achte ich mir jedes Strehben Weisen so wenige giebt! – Gebe mir bald Nachricht, wie es dir geth, und denke an den Freund, deiner Seele verwand, der bey manchem Ungemach des Lebens den Frieden seiner Seele, sein Glük einzig findet im still und heilig lodernden Flämchen der Liebe, welches stehts mein Herz erwärmt, und erquikende Wärme auch andern spendet. Lebe wohl. Dein Freund G. Kügelgen.

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Tekst L 137v Karl Morgensterni käega Kiri publitseeritud: Hellermann, D. von. Gerhard von Kügelgen (1772–1820). Das zeichnerische und malerische Werk. Berlin, 2001. Lk. 305-306. Publikatsioonis väheseid erinevusi originaalist

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