Das estnische Musikleben an der Universität Tartu vor dem Jahre 1940

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2007-12-21T10:37:06Z

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Obwohl im Rahmen der Russifizierungspolitik in 1893 die Amtsstelle des Musikdirektors likvidiert hatte, verschwand Musizieren an der 1919 gegründeten estnischen Nationaluniversität gar nicht. Die alten Traditionen blieben und hinzu kamen auch einige neuen. Musik spielte eine wichtige Rolle im Leben der Korporationen und Studentenvereinen. Auch der älteste Studentenverein der Esten, EÜS (Verein Studierender Esten), wurde unter dem Einfluss des ersten Sängerfestes (1869) gegründet. Jeder Studentenverein versuchte einen eigenen Chor oder Quartett zu gründen, grössere von ihnen hatten auch Orchester. In den Korporationen gab es die spezielle Amtsperson magister cantandi (in EÜS der Liedleiter), die das Singen lehrte und leitete. Die Sängerchöre, die Studenten und Absolventen vereinigen, sind an der Universität Tartu immer in höchster Ehre gestanden. Der im Jahre 1912 gegründete Studentischer Männerchor hält seine Traditionen bis heutzutage. Dieser Chor (später zu Tartuer Akademischer Männerchor umgenannt) wurde in 1931 zum vertretenden Chor der Universität; unter anderem war dessen Funktion auch auf den feierlichen Festsitzungen die estnische Nationalhymne zu singen. Ausser dem Männerchor gab es vor dem Zweiten Weltkrieg auch einen Gemischten Chor auf gutem Niveau und einen für eine kurze Zeit tätig gewesenen Frauenchor. Zur Wiederherstellung der Stelle des Musikdirektors der Universität (auch: Musiklehrer) erreichte man erst in 1928. Dass die neue Stelle populär war, zeigt die hohe Zahl von Bewerbern und heftige Konkurrenz zwischen zwei Kandidaten, den Chorleiter Alfred Karindi und Leenart Neumann. Obgleich man für den Favorit den Dirigent des Männerchors und Musikkritiker Leenart Neumann gehalten hatte, gelang es ihm niemals, dem Musiklehrer der Universität zu werden. In den 1930-en Jahren arbeitete Enn Võrk für lange Zeit als Musiklehrer der Universität. Es kann behauptet werden, dass aktives Musikleben an der Tartuer Universität vor dem Zweiten Weltkrieg eine starke Basis für die 1956 begonnene studentische Sängerfesttradition („Gaudeamus“) gesichert hat.

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